13.02.2025 Prävention ist ein immer noch unterschätzter Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Tabakprävention spielt dabei eine überragende Rolle, denn der Rauchstopp ist unbestritten die bei Weitem wirksamste Maßnahme zur Verminderung nichtübertragbarer Krankheiten und damit auch ein bedeutender Kostenfaktor. Zugleich wirkt sich eine konsequente Tabakkontrolle positiv auf weitere Lebensbereiche aus, weswegen die kommende Bundesregierung bisherige Versäumnisse als wichtigen Bestandteil einer Politikwende dringend nachholen muss.
Gesundheitspolitische Themen sind im aktuellen Wahlkampf kaum präsent, auch in den Wahlprogrammen spielen sie eine vergleichsweise geringe Rolle. Eigentlich unverständlich, denn unser Alltag wird stark davon geprägt, wie gesund wir sind, wie leicht der Zugang zu medizinischer Versorgung und Pflege ist und wie tief wir dafür in die Tasche greifen müssen.
Jährlich verursachen Tabak- und Nikotinkonsum bei Rauchern und Nichtrauchern 127.000 vorzeitige Todesfälle im Jahr sowie zahlreiche chronische Erkrankungen und Gesundheitsrisiken und damit unendliches Leid für Betroffene und Angehörige. Darüber hinaus summieren sich die Kosten des Rauchens für den Staatshaushalt und die Gesellschaft insgesamt auf mindestens 100 Milliarden Euro im Jahr., die nicht annähernd durch Einnahmen von nur 14 Milliarden Euro an Tabaksteuer gedeckt werden. Auf der Gewinnerseite steht einzig die Tabakindustrie, die in Deutschland höchst einflussreich ist und damit bisher wirksame Regulierungen verhindern oder abschwächen konnte, wie etwa:
- Tabaksteuern deutlich erhöhen: „Die Erhöhung der Tabaksteuer trägt mehr zur Senkung der vorzeitigen Sterblichkeit bei als jede andere gesundheitspolitische Maßnahme.“ (Lancet Commission on Investing in Health, Oktober 2024)
- Umfassenden Nichtraucherschutz vor Tabak-, Nikotin- und Cannabisemissionen bundesweit in allen Innenräumen und außen, wo notwendig, sicherstellen
- Werbung und Sponsoring komplett verbieten, auch bei Parteiveranstaltungen
- Politische Entscheidungsprozesse vor der Einflussnahme der Tabakindustrie schützen
- Umweltschäden durch Zigaretten- und E-Zigaretten-Müll reduzieren
- Attraktivität von Nikotin-Lifestyleprodukten auf Jugendliche durch Aromenverbote verringern
- Verkauf von Tabak- und Nikotinprodukten auf lizenzierte Fachgeschäfte beschränken
Schon durch höhere Tabaksteuern und einen guten Nichtraucherschutz können wir chronische Erkrankungen und Arbeitsunfähigkeit und somit die Kosten des Gesundheitssystems effektiv verringern. Dadurch senken wir die Lohnnebenkosten – gut für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Ein bundesweit einheitlicher Schutz vor Passivrauchen ohne komplizierte Ausnahmeregelungen ist nicht nur gerechter, sondern entlastet auch die Vollzugsbehörden. Die Vermeidung teurer Umweltschäden durch giftigen Müll und überhandnehmende Brände bei der Müllentsorgung schont nicht nur den Lebensraum von Mensch, Tier und Pflanze, sondern spart auch erhebliche Kosten ein. Rauchfreie öffentliche Orte, an denen viele Menschen zusammenkommen, werden nicht nur sauberer und sicherer, sondern ermöglichen allen Bevölkerungsgruppen gleiche Chancen auf Teilhabe und ein ungestörtes Miteinander. Nicht zuletzt sind wir durch die Unterzeichnung des WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC) Verpflichtungen eingegangen, die wir endlich erfüllen sollten.
Geld oder Leben? Tabak kostet uns beides. Eine Politik gegen Tabak ist eine Politik für den Menschen und gehört weit oben in die Agenda der nächsten Bundesregierung!
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The Lancet Commission on Investing in Health. Published: October 14, 2024
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