Pro Rauchfrei kündigt Widerstand an
09.09.2019 Von Privatsendern kennen wir alle Formate des ungesunden Menschenverstandes: Im Urwald alles mögliche Getier (fr)essen, Kuppelshows mit Entlarven der Persönlichkeit oder ganz nackt auf einer Südseeinsel. Bei den werbefinanzierten Privatsendern zahlt die Zeche der Geschmacklosigkeit die Industrie. Der Reiz des Ekelfaktors beim Zuschauer ist mittlerweile weitgehend dahin.
Anders, wenn diese Formate nun auch das öffentliche Fernsehen entern. ARD und ZDF finanzieren sich durch Zwangsgebühren.
Denn nun reiten der Marlboro-Man, das Camel-Dromedar und deren Freunde im Auftrag ihrer Tabakbosse eine neue Attacke auf die Schocktoleranz des Publikums bei den Öffentlichen: In der Talkshow „Hier spricht Berlin“ soll getrunken und geraucht werden dürfen, „wenn die Gäste sich trauen“. Produziert wird dieses Qualm-Spektakel natürlich vom RBB, dem Sender aus Deutschlands verraucht-vermüllter Hauptstadt.
Wird RBB-Intendanten Patricia Schlesinger dieses Konzept im Sinne der Tabak- und Alkoholindustrie genauso wie ihr ZDF-Kollege Thomas Bellut in 2012 als „künstlerisches Stilmittel“ verteidigen? Damals hatte Pro Rauchfrei wegen „Roche & Böhmermann“ und „Stuckrad Late Night“ Beschwerde beim Ordnungsamt Berlin wegen Verstoßes gegen das Nichtraucherschutzgesetz oder die Arbeitsstättenverordnung eingelegt.
„In einem abgelegenen Kabuff auf dem RBB-Gelände können sich die RBB-Leute gern zur ekligsten Mutprobe der Welt versammeln und am besten gleich nackt, denn gute Manieren sind schon lange im TV nicht mehr gefragt“, meint Siegfried Ermer, Pressesprecher von Pro Rauchfrei e.V.: „Aber in einer Sendung öffentlich rauchen zu lassen, ist unverblümte Werbung für Tabakkonsum. Und das, obwohl uns gerade wieder die WHO zu Recht sträfliche Laxheit in der Tabakkontrolle vorwirft.“
Man werde sehen, ob es sich ein aus Zwangsgebühren finanzierter öffentlich-rechtlicher Sender mit Bildungs- und Jugendschutzauftrag leisten könne, öffentlich für den Tabakkonsum zu werben.