Ist ein Rauchverbot im Auto, wenn Kinder mitfahren, überflüssig?

20.05.2015  Ein Kommentar, der ein Rauchverbot im Auto, wenn Kinder mitfahren, für überflüssig hält, macht derzeit die Runde. Wir möchten die angeführten Argumente überprüfen.
Kommentartext Unsere Darlegung
Um es vorwegzunehmen: Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen muss an erster Stelle stehen.  Das ist richtig. Ziehen wir daraus die Konsequenzen.
Jeder Giftstoff schädigt die Menschen. Erwachsene wie Kinder und Jugendliche. Auch das ist richtig. Behalten wir es im Auge.
Das muss reichen, um an die Vernunft der Raucher zu appellieren.  Was, wenn das nicht reicht? Wer schützt die Kinder vor unvernünftigen Rauchern?
Wenn Kinder mitfahren, bleibt die Zigarette aus. Die allermeisten Autofahrer halten sich auch daran. Die meisten Autofahrer halten vor roten Ampeln. Die meisten Eltern schlagen ihre Kinder nicht. Die meisten Bankkunden überfallen keine Banken. Sind Straßenverkehrsordnung und Strafgesetzbuch damit überflüssig?
Wer will sich denn von Eltern, Freunden oder Nachbarn sagen lassen, mitfahrende Kinder wissentlich zu schädigen?  Personen, denen es gleichgültig ist, ob sie Kinder mit ihrem Rauch schädigen, kommt man mit Ermahnungen meist nicht bei.
Ein Gesetz, das Raucher zum Verzicht im Auto zwingt und ihnen Geldstrafen androht, richtet sich an eine verschwindend geringe Zahl von Autofahrern. Abgesehen davon, dass der Beleg für die „verschwindend geringe Zahl“ fehlt – viele Gesetze richten sich an eine zum Glück verschwindend geringe Zahl von potenziellen Gesetzesübertretern.
Zudem wäre ein solches Rauchverbot im Auto kaum zu kontrollieren.  Die Sorgfaltspflicht der Eltern, die Gurtanlegepflicht im Auto, die Pflicht, Tabak und Alkohol nur an Erwachsene abzugeben – all dies und viel mehr ist „kaum zu kontrollieren“. Müssten alle Gesetze leicht zu kontrollieren sein, gäbe es kaum mehr welche. Das Faustrecht würde regieren.
Kaum vorstellbar, dass die Polizei flächendeckend Autofahrer anhält, um zu prüfen, ob geraucht wurde oder nicht. Ja, das ist weder vorstellbar noch notwendig. Stichproben würden reichen, wie es meist der Fall ist. Raucher, die bisher nicht eingesehen haben, dass sie Kinder durch das Rauchen schädigen, werden sich jedoch fragen, ob sie nicht doch falsch liegen. Und sie werden sich das vielleicht nicht nur im PKW, sondern auch in anderen geschlossenen Räumen fragen. Das Ergebnis kann für die Kinder nur günstig ausfallen.
Ein Gesetz wäre ein weiterer, überflüssiger Papiertiger. Gesetze sind immer „Papiertiger“. Viele urteilen vorschnell, dass viele Gesetze überflüssig seien. Als logische Konsequenz sollten Anzeigen und Prozesse von privat gegen privat beträchtlich zurückgehen. Die Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache.
Was bleibt, ist, auf die Mündigkeit der Bürger zu setzen. Richten sich nicht alle Gesetze an mündige Bürger? Bürger, die begreifen, dass bestimmte Verhaltensweisen anderen schaden? Bürger, die deswegen freiwillig Gesetze beachten?
Die letzten Unbelehrbaren wird auch ein Anti-Raucher-Gesetz im Auto nicht überzeugen. Leider. Es gibt keine Anti-Raucher-Gesetze. Es gibt aber Jugendschutz-Gesetze. Ein solches wäre das betreffende. Leider gibt es immer Unbelehrbare, das ist richtig. Aber jeder, der sich durch ein Rauchverbot im Auto erfolgreich belehren ließe, würde zur Gesundheit der Kinder beitragen. Diese muss an erster Stelle stehen, wie es oben so schön heißt.

Darum ist ein Rauchverbot im Auto, wenn Kinder mitfahren, nicht überflüssig.