Treten wir die Nachfolge Österreichs an?
21.01.2015 Die gute Nachricht für Österreich: Durch öffentlichen Druck wird das Land voraussichtlich noch vor diesem Sommer ein striktes Rauchverbot für die Gastronomie bekommen. Der Tod des kettenrauchenden Journalisten Kurt Kuch, der sich nach seiner Lungenkrebsdiagnose vehement für die Tabakprävention eingesetzt hatte, hat viele Widerstände zum günstigen Zeitpunkt zusammenbrechen lassen. Unser Nachbarland wird damit wahr-scheinlich den letzten Platz Im Vergleich europäischer Länder zur Tabakkontrolle, im März 2014 von der Vereinigung europäischer Krebs-Ligen (ECL) veröffentlicht, räumen.
Die schlechte Nachricht für Deutschland: Der letzte Platz wartet darauf, von uns besetzt zu werden. Bisher sind wir Vorletzter.
Rauchverbote in öffentlichen Räumen sind nur ein Teil der Bewertungskriterien dieses Rankings. Jedoch auch bei den anderen Punkten qualifizieren wir uns für den neuen Titel „Aschenbecher Europas“:
o Der Preis von Tabakwaren, über den sich das Rauchverhalten von Jugendlichen erfolgreich steuern lässt. Hier liegt Deutschland im unteren Mittelfeld. Steuererhöhungen fallen mit 20 Cent, meist ein Mal pro Jahr, aus präventiver Sicht zu gering aus.
o Die in öffentliche Aufklärungskampagnen investierten Gelder. Dazu scheinen aus Deutschland keine ausreichenden Nachweise vorzuliegen. Von der Beobachtung her wird man die Investitionen niedrig ansetzen. Der Staat nimmt Initiativen aus der Gesundheitsbranche als Alibi für fehlende eigene Anstrengungen.
o Tabakwerbeverbote. Aufgrund der Weigerung, das FCTC-Rahmenabkommen der WHO von 2003 ganz umzusetzen, d.h., Tabakaußenwerbung und Tabakwerbung im Kino nach 18 Uhr zu verbieten, liegt Deutschland in diesem Bereich europaweit an letzter Stelle!
o Warnhinweise/Gesundheitshinweise auf Verkaufspackungen. Die Hälfte aller EU-Länder ist hier sehr schlecht aufgestellt. Deutschland gehört dazu.
o Das Angebot an Raucherentwöhnungs-Therapien. In dieser Sparte werden Deutschland bloße 2 von 10 Punkten zugestanden.
Da die ECL seit 2010 keine neuen Anstrengungen zur Tabakkontrolle in Deutschland erkennen konnten, fielen wir um ganze sieben Plätze zurück. Für das Jahr 2014 muss man feststellen, dass in der Bundespolitik kein mehrheitlicher politischer Wille herrscht, den Nichtraucherschutz voranzutreiben. Im Gegenteil, eine Gesetzesvorlage der Bundesregierung zur Arbeitsstättenverordnung, die zumindest eine leichte Verbesserung der Arbeitnehmer an Arbeitsplätzen mit Publikumsverkehr erreicht hätte, wurde am 19. Dezember 2014 vom Bundesrat abgelehnt.
Welcher von den über 110.000 deutschen Tabaktoten im Jahr ist prominent genug, damit hierzulande ein Umdenken bei den Entscheidungsträgern in der Politik stattfindet?