19.08.2013 Halb acht Uhr morgens irgendwo in Deutschland: Jungen und Mädchen mit Schulrucksack blinzeln noch etwas verschlafen zu den Wänden der Bushäuschen, von wo sie grellfarbig und überlebensgroß die Aufforderung zum Rauchen anmacht. Morgen für Morgen, unentrinnbar.
Jedoch nicht mehr in Bergisch Gladbach, und das die nächsten 15 Jahre. So lange soll Werbung für Tabak und auch Schnaps von den städtischen Werbeflächen in Buswartehäuschen verbannt werden. Jahrelang haben Bürger der Stadt dafür gekämpft, jahrelang hat die Stadt einen Werbepartner gesucht, mit dem sie dieses Vorhaben umsetzen konnte. Der Verzicht bedeutet weniger Werbeeinnahmen, denn gerade die Tabakindustrie investiert schweres Geld in die Neukundenwerbung – und das nicht ohne Grund, denn ein Jugendlicher, der heute nikotinabhängig wird, bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit lange Jahre ein „treuer“ Kunde. Für alle diejenigen, die den Tabakkonzernen wegsterben oder wegen ihrer ruinierten Gesundheit mit dem Rauchen aufhören, muss ja Nachschub rekrutiert werden.
Doch diesen Teufelskreis will Bergisch Gladbach durchbrechen und nimmt für die Gesundheit ihrer Nichtraucher und noch-nicht-Raucher auch Umsatzeinbußen in Kauf. Damit macht die Stadt vor, wie es eigentlich in ganz Deutschland aussehen sollte: Keine Außenwerbung mehr für Tabakprodukte und damit ein Schritt weiter in die richtige Richtung – zum Rauchen soll nicht auch noch animiert werden.
Die neuen Bergisch Gladbacher Bushäuschen ohne Tabakwerbung werden darüber hinaus auch Schilder mit der Bitte, dort nicht zu rauchen, erhalten.
Bestrebungen mit dem gleichen Ziel gibt es unter anderem auch in Köln, jedoch zeigte sich die dortige Stadtverwaltung bisher alles andere als kooperativ.
Würde die Bundesregierung das im Jahr 2004 ratifizierte Papier zum Verbot jeglicher Tabakwerbung endlich umsetzen, wie es Pro Rauchfrei, andere Nichtraucherorganisationen und medizinische Verbände seit langem fordern, würden Energien für andere wichtige Ziele der Präventionsarbeit wieder frei.