Rauchen im Fernsehen

04.02.2013  Wir haben unseren Fahndungsaufruf eingestellt, nachdem uns der BR bestätigt hat, dass es sich bei der Zigarette in der  von uns geschätzten Kultsendung „Fastnacht in Franken“ um eine Attrappe gehandelt hatte und diese Szene vom Bayerischen Fernsehen selbst inszeniert war.

Wir haben damit unser Ziel erreicht, gegen die ständige Inszenierung des Rauchens und dessen Requisiten in deutschen Fernsehproduktionen zu protestieren. Schließlich haben sich auch Zuschauer bei uns gemeldet und „irritiert“ wegen dieser Zigarette gezeigt. Unsere Antwort an den BR:

Vielen Dank für die Klarstellung.
Der Artikel „Fahndungsaufruf“ wurde um 11:01 Uhr von der Homepage genommen. Die Anzeige gegen Unbekannt wurde zurückgezogen.

Wir möchten jedoch die Verantwortlichen des BR bitten, zukünftig die Zigarette nicht mehr als Requisite einzusetzen. Mit dem Volksentscheid in Bayern mussten wir alle Klippen überspringen, selbst die Politik hat sich erst durch das Votum des Volkes mit einem „echten Nichtraucherschutz“ abgefunden (anders, als es wohl nun bei den Studiengebühren der Fall sein wird).

Zigaretten, das Rauchen oder Hinweise auf diese Unart dienen nur der Tabakindustrie und schaden den Rauchern, die mit dem Rauchen aufhören wollen. Zudem sind diese „Requisiten“ Schleichwerbung, weil sie weder im Film noch im Fernsehen wirklich für eine Handlung nötig sind, wie wir in fast allen deutschen Produktionen und jeden Sonntag im Tatort feststellen müssen. Leider fehlt in der deutschen Medienlandschaft noch eine Selbstverpflichtung, auf diese unterschwellige, aber oft auch offensichtliche Provokation und Verhöhnung des Nichtraucherschutzes zu verzichten.

Heute ist Weltkrebstag, und ca. 75 % aller Krebserkrankungen gehen mit dem Rauchen bzw. Exrauchen einher. Nach unseren Analysen gehen wir davon aus, dass mit zunehmender Forschung und Diagnose, in spätestens 50 Jahren, ca. 90 % aller Krebserkrankungen wissenschaftlich nachweisbar mit dem Rauchen in Verbindung gebracht werden können, von den Herz-Kreislauf-Erkrankungen erst gar nicht zu sprechen, die ebenfalls überwiegend mit dem Rauchen in Zusammenhang stehen.

Warum der Gag verfehlt war

Auch wenn nun der BR in einigen Rundfunkbeiträgen versucht hat, uns lächerlich zu machen und Deutschlands größten bundesweit aktiven Nichtraucherschutzverband zum „Verein aus Erlangen“ kleinredet, hat unsere Aktion eine große Resonanz erzeugt und auf die noch immer enge Verknüpfung der Tabaklobby mit den Medien,  insbesondere dem Fernsehen, hingewiesen.

Inzwischen ist uns auch der Name der „Dame mit der Zigarette“ zugetragen worden. Und die Dame, die eine hohe Funktion beim Bay. Rundfunk ausübt, zeigt mit ihrer Bereitschaft, sich mit einem der schlimmsten Umwelt- und Menschenkiller ablichten zu lassen, wie in den Rundfunk- und Fernsehetagen gedacht wird:

Es ist nicht lächerlich, wenn wir mit unserer Fahndungsaktion die Unterwanderung einiger Fernsehsendungen mit dem Rauchen thematisieren und als unzumutbare Schleichwerbung und Verharmlosung des Leids brandmarken, das durch das Rauchen entsteht.

Vielmehr machen sich aber die Fernsehproduzenten und Programmdirektoren über die Gefahren und das Leid der durch das Rauchen erkrankten und getöteten Personen lächerlich, wenn sie immer wieder unter Umgehung des Werbeverbots das Rauchen in ihre Filme einbauen.

Besonders schlimm ist es jedoch, wenn auch Kinder solche Produktionen sehen, die oft nicht den hintergründigen Witz verstehen, aber sehr wohl die Symbolik einer hübschen Frau mit Zigarette, wie dies zur besten Sendezeit bei der Fastnacht in Franken der Fall war. Und da spielt es auch keine Rolle mehr, ob die Zigarette echt war oder nicht.

In diesem Zusammenhang wollen wir noch auf unsere Anzeigen gegen „Roche & Böhmermann“ und die „Stuckrad Late Night Show“ sowie ein von uns in Auftrag gegebenes Gutachten verweisen, das diese Produktionen als einen Verstoß gegen die eigenen Statuten des Fernsehsenders (hier des ZDF) belegt.

Dass die Tabakindustrie als Ersatz für ihre weggebrochenen Werbeauftritte im Fernsehen seit Jahren die Fernsehproduktionen mit Millionen EUR finanziert, damit selbst „Kommissare“ und positive Hauptfiguren im Fernsehen rauchen, ist für uns eine Tatsache. Für uns steht auch außer Frage, dass noch heute prominente Schauspieler Zusatzgagen in Millionenhöhe von der Tabakindustrie erhalten, wenn sie in einem Blockbuster (Kassenschlager) rauchen.