Raucher sind die schlechteren Kunden

28.03.2009  „Hohe Raucheranteile weisen vor allem Personen mit geringerer Bildung, geringem Einkommen und niedrigerem beruflichen Status sowie Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger auf.“

Dieser eine Satz, der aus einer umfangreicheren wissenschaftlichen Untersuchung des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (dkfz) entnommen wurde, entlarvt Falschbehauptungen von Vereinen wie z.B. dem DEHOGA ebenso wie er den Eindruck, den viele Raucher in ihren Kommentaren erwecken, fundiert erklärt.

Aber gehen wir der Reihe nach vor und greifen uns die einzelnen Aspekte aus dem einleitenden Satz heraus und beleuchten sie etwas näher. Welche Schlüsse lassen sich beispielsweise aus der wissenschaftlichen Erkenntnis ziehen, dass hohe Raucheranteile in Schichten mit geringem Einkommen sowie unter Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern bestehen?

Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen ist, dass dieser Personenkreis schon auf Grund der eigenen Situation eine nur geringe Kaufkraft besitzt und folglich nicht in der Lage ist, im Gastgewerbe für relevante Umsätze zu sorgen. Wer im Monat oft weniger als 400 EUR zum Leben hat, der wird tendenziell selten Kneipen aufsuchen, in denen das Bier oder der Schnaps ein Vielfaches dessen kostet, was man im günstigsten Supermarkt zahlen muss – insbesondere dann, wenn von dem wenigen Geld auch der Anteil für die Rauchsucht abgezogen wird.

Einem alleinstehenden, rauchenden Sozialhilfeempfänger mit Regelsatz bleiben bei zurückhaltender Schätzung von 10 Zigaretten pro Tag und einem durchschnittlichen Preis von 3,50 EUR pro Packung weniger als 300 EUR pro Monat zum Leben. Davon müssen auch die Lebensmittel und ggf. Rechnungen wie z.B. Mobilfunk bezahlt werden.

Es leuchtet ein, dass Menschen, die mit solchen Summen auskommen müssen und oft neben der Nikotinsucht auch eine Neigung zu übermäßigem Alkoholkonsum haben, keine ergiebige Einkommensquelle für Kneipenbesitzer oder Gastronomen sein können.

Ein Geringverdiener mit – sagen wir mal – 1.100 EUR Netto im Monat wird ebenfalls kaum zu einem zahlungskräftigen Kunden in Discotheken, Kneipen und Co. werden. Denn im Gegensatz zum Sozialhilfeempfänger müssen diese Menschen von dem wenigen Geld ihren gesamten Lebensunterhalt (Miete, Kleidung, Telefon etc.) bestreiten. Wer dann noch nikotinsüchtig ist, der wird wenig Möglichkeiten haben, regelmäßig eine Kneipe zu besuchen und dort relevante Umsätze zu generieren.

Gehen wir über zur Mittelschicht, dann dünnt sich der Raucheranteil bereits deutlich aus. Dort wäre dann zwar grundsätzlich Geld für gelegentliche Kneipen- und Restaurantbesuche vorhanden – jedoch dürften auch dort in der heutigen Zeit und bei den heutigen Lebenshaltungskosten gerade am unteren Rand der Einkommensskala andere Interessen und Verpflichtungen überwiegen: Das auf Raten finanzierte Auto, der jährliche Urlaub im Süden, das neue Handy und der neue MP3-Player etc. Viel bleibt auch da nicht übrig – vor allem dann, wenn man nebenbei noch raucht.

Wenn wir nun aber annehmen wollen, dass die zuvor gemachten Aussagen zur Kaufkraft und zum Ausgehverhalten völlig falsch und frei erfunden sind, dann bleibt eine harte Tatsache dennoch übrig: Nur etwa 1/4 der Bevölkerung raucht. Dennoch behaupten insbesondere Vertreter des DEHOGA, dass Rauchverbote zu leeren Kneipen und Wirtshäusern führen. Wie soll diese Aussage logisch begründet werden? Und was sagt uns das?

Müsste man – sofern man unterstellt, dass diese Aussage stimmt – nicht den logischen Schluss daraus ziehen, dass das Gastgewerbe derzeit seine Umsätze überproportional mit nur etwa 1/4 der potenziell möglichen Kunden bestreitet? Wundert es da, dass – unter Berücksichtigung der eingangs erwähnten Aussagen zu den finanziellen Möglichkeiten der Mehrheit der Raucher – die Umsätze im Gastgewerbe seit dem Jahr 2000 drastisch und kontinuierlich zurückgehen?

Was sagt uns die Argumentation mit Blick auf die unternehmerischen Fähigkeiten der Gastronomen? Muss man nicht ableiten, dass die betroffenen Gastronomen nicht in der Lage sind, durch ihr Angebot, durch das gebotene Ambiente, durch die Qualität ihrer Dienstleistungen oder Speisen einen Kundenkreis anzusprechen, der nicht nikotinsüchtig ist? Sollte man diese Geschäftsuntüchtigkeit nicht dem Kräftespiel des Marktes überlassen und hinnehmen, dass qualitativ derart fragwürdige Angebote verschwinden?

Wie passen die Fakten zu den Aussagen, dass Raucher die besseren Kunden seien?

Eine solche Aussage ist problemlos und wissenschaftlich fundiert widerlegbar. Ein guter Kunde ist ein zahlungskräftiger Kunde, der regelmäßig kommt. Ein Kunde, der sich eine Stunde an einer Flasche Bier festhält und dabei eine Kippe nach der anderen konsumiert, ist ein schlechter Kunde: Er belegt Platz, generiert keinen Umsatz, füllt die dann zu leerenden Aschenbecher und vergrätzt zahlungskräftigere, nicht rauchende Kunden – ganz nebenbei trägt er zu höherem Krankenstand und höheren Reinigungskosten bei.

Raucher sind ganz objektiv betrachtet die schlechteren Kunden: Weil sie weniger Geld in der Tasche haben und lieber an der Kippe nuckeln, als nennenswerten Umsatz zu generieren.

Hintergrundmaterial:
Die Studie „Rauchen und soziale Ungleichheit – Konsequenzen für die Tabakpolitik

Artikel „Freiheit und Verantwortung für Wirte