23.06.2008 Da kauft man sich für viel Geld eine eigene Wohnung mit einem schönen Balkon in guter Lage und kann sich nicht daran freuen. Grund dafür sind rauchende Nachbarn, die das Lüften zum Glücksspiel machen und das Sonnenbad auf dem Balkon verderben. Rauchende Nachbarn können Terror pur sein.
Man fragt sich als Betroffener unweigerlich, wie man sich davor schützen kann und auf welchem Wege man wieder seine Wohnung unbeschwert nutzen und genießen kann.
Aber ist es denn wirklich so schlimm, wenn der Nachbar “mal” auf dem Balkon raucht? Ja, denn je nach Wetterlage und Windrichtung riecht es in der eigenen Wohnung wie am glühenden Ende der Zigarette des Nachbarn – und das noch lange nach dem Ende des Rauchens. Darüber hinaus rauchen Raucher regelmäßig – statistisch betrachtet alle 45 Minuten – eine Zigarette. Manchmal sind noch rauchende Freunde zu Besuch und hin und wieder ist das Intervall auch kürzer. Es ist also überhaupt nicht mehr möglich, einfach unbeschwert die Fenster zu öffnen oder es sich auf dem Balkon gemütlich zu machen, wenn man von dem Gestank verschont bleiben möchte.
Für einige Leserinnen und Leser mag das überzogen klingen und als Raucher werden Sie für meine Ausführungen kein Verständnis haben. Vielleicht wird Ihnen aber klarer, worum es geht, wenn Sie das „Rauchen” gegen „Grillen” austauschen: Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Nachbarn, der an Wochenenden alle 40-50 Minuten einmal seinen Grill anfeuert. Und nun stellen Sie sich weiter vor, Sie haben zwei oder drei solcher Nachbarn. Fänden Sie das noch akzeptabel? Wohl kaum, wenn Sie ehrlich sind.
Dabei wäre es kaum ein Problem, gegen das Grillen vorzugehen. Sogar gegen Küchengerüche und unter bestimmten Voraussetzungen auch gegen Haustiere eines Nachbarn. Gegen Lärm aus der Stereoanlage oder aus dem Fernseher des Nachbarn können Sie vorgehen. Ja, Sie können sogar gegen bestimmte Hobbys vorgehen – z.B., wenn sich Ihr Nachbar der Bildhauerei verschrieben hat und permanent Steine in seiner Wohnung bearbeitet.
Oft hilft es aber in solchen Fällen auch, wenn man mit den betreffenden Nachbarn ein Gespräch führt. Geht es aber ums Rauchen, dann haben Sie kaum eine Chance. Fast alle Betroffenen, mit denen ich bisher sprechen konnte, haben viele vergebliche Versuche unternommen, mit ihren Nachbarn zu sprechen. Kaum ein Betroffener kann aber einen Erfolg vermelden. Nicht selten kommt es zu Beschimpfungen und Drohungen.
Als Raucher werden Sie möglicherweise anführen, dass die Wohnung unverletzlich ist und Sie dort tun und lassen können, was Sie wollen – vor allem dann, wenn Sie Eigentümer sind. Das stimmt auch – aber nur zum Teil. Selbstverständlich können Sie in Ihren eigenen vier Wänden tun und lassen, was Sie wollen – allerdings nur insoweit, als Sie durch ihr Tun keine Gefahr für Dritte herbeiführen oder durch Ihre Handlungen Rechte Dritter verletzen. Ein populäres Beispiel ist die Stereoanlage, die Sie eben nicht beliebig laut zu jeder Uhrzeit aufdrehen können, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
Toleranz und Rücksicht sind für viele Raucher Eigenschaften, die sie gerne fordern, aber leider selbst nicht an den Tag legen wollen oder können. Schlimmer noch: Beinahe zwangsläufig – nämlich, weil die Sucht dazu treibt – entwickeln Raucher nicht selten aggressive und sozial unverträgliche Handlungsweisen. Das kann man nicht nur im Internet beobachten, wenn einige damit prahlen, dass sie wieder einen Nichtraucher vollgequalmt haben, sondern auch im realen Leben, wo Rücksichtslosigkeit und Ignoranz schon beinahe der Normalzustand bei Rauchern sind. Nicht selten fehlt sogar der Mindestanstand, die sorglos auf den Boden geworfene Zigarette auszutreten – so verbreitet sie dann oft noch lange Zeit üblen Gestank und belästigt Menschen lange, nachdem der Raucher vor Ort war. Ja, Sie können in den meisten Städten keine 5 Meter mehr laufen, ohne die Hinterlassenschaft irgendeines Rauchers auf dem Boden zu sehen.
Warum soll da die Toleranz und die Rücksichtnahme gegenüber anderen Mietern seitens der Raucher ausgeprägter sein? Ich vertrete die Meinung, dass man sich gegen die Rauchattacken seiner Nachbarn ebenso selbstverständlich wehren können muss wie gegen häufiges Grillen oder Lärm. Es gibt keinen Grund, mit zweierlei Maß zu messen. Wer sich durch den Rauch seiner Nachbarn nicht gestört fühlt, muss ja nichts unternehmen – alle anderen haben es aber verdient, sich in der eigenen Wohnung wieder frei und ungezwungen aufhalten zu dürfen. Schließlich kann ein Raucher nicht erwarten, dass sich alle Welt nach seinem Suchtbefriedigungsbedürfnis richtet. Denn die Nikotinsucht ist das Problem des Rauchers: Jeder Raucher kann ebenso gut mit dem Rauchen aufhören, wenn es ihm nicht mehr passt.